Dienstag, 20. März 2012

Drei mal 500ml – that’s all you need…


Wasserflasche auf ghanaisch: Darf ich vorstellen: ein Wasser-Sachet
Gestern bin ich n bisschen zu spät aufgestanden, die gute alte Snooze Taste so ungefähr 5x gedrückt, und eh man sich versieht ist die gemütliche Morgenroutine dazu verdammt, in einem Tempo absolviert zu werden, wie das sonst nur Schumi auf der langen Geraden in Abu Dhabi fertig bringt. Ich rase also ins Bad, quasi als blonde female schumi, raus ausm Pyjama rein in die Dusche und auf den Wasserhahn… ähm, Wasserhahn auf!?!? Ja nee nix mit Wasser heute. Der Wassertank auf dem Dach scheint leer zu sein. Wie jetzt? Ihr habt meine Haare nicht gesehen. Nee wirklich jetzt. So kann ich nicht gehen. Also brainstormen. Draußen ist auch eine Dusche… ich rausche runter nur um festzustellen, welch Überraschung, auch die greift auf den leeren Tank zu. Aber ich kann ja auch ganz anders. Nicht umsonst bunker ich ungefähr 15 Liter in kleinen Wasser-Sachets in meinem Regalfach in der Küche. Die sollen zwar eigentlich zum Trinken da sein, aber das hier ist ja schließlich ein Notfall. 1 Wasser-Sachet (siehe Bild) umfasst 500 ml Wasser. Ich greif mir 8 von der Sorte und ab in die Dusche. Und was ich da vollbracht habe muss ich dokumentieren, festhalten für Greenpeace, UNO, UNESCO und Joschka Fischer: Man kann duschen mit 3 Wasser-Sachets à 500ml… und jetzt kommts: MIT HAARE. Gemäß der allgemein anerkannten Einteilung nach Mario Barth kann man folgende Regel aufstellen:

Ohne Haare- 1 Sachet
Nur Haare- 2 Sachets
Mit Haare- 3 Sachets.

Wenn ich meinen Nobelpreis bekomme (Bekanntgabe findet ja traditionell immer Anfang bis Mitte Oktober statt, muss ich wohl noch n bisschen warten) danke ich allen, die meinen Blog lesen, meiner Mutti, die mich früh an das Duschen herangeführt hat (obwohl ich nicht so richtig wollte), meinem Pa, der immer meine langen Haare unterstützt hat und dem Meister der hier und heute vergessen hat, neues Wasser für unseren Wassertank zu bestellen. Danke.

Sonntag, 15. Januar 2012

Distanzangabe in Ghana: you walk some more…


Vielleicht erinnert ihr euch noch an Leni aus Kpando, mit der ich die abenteuerliche beleidigte-Uniformierten- Geschichte erlebt habe. Dieses Wochenende hat sie den fälligen Gegenbesuch bei mir in Accra unternommen. Ihr Hauptziel: Einkaufen! Ihr hättet mal ihre Augen beim Anblick des morgenlichen Joghurt-Frühstücks sehen sollen: „JOOGHURT!“ ->Einkaufen wie zu Haus ist in Kpando nur sehr eingeschränkt möglich. Und alles, was Kühlung zum Zwecke der Erhaltung benötigt, ist so gut wie nicht einkaufbar. Nach ausgiebigem Joghurt-Frühstück haben wir uns nach Osu (ein Stadtviertel in der direkten Umgebung meines Hostels) aufgemacht, dort soll es einen African Market geben. Ist aber geheim. Zumindest die Leute in Osu wissen nix davon. Bewaffnet mit einem ungenauen und teilweise verlogenen Stadtplan (ja ganz ehrlich, ich bin davon überzeugt als Kolumbus sich so vertan hat mit Indien und Amerika ist er einfach einer Karte von diesem Kaliber gefolgt..) machen wir uns auf die Suche nach dem African Market. Auf dem Weg fragen wir jeden, der so aussieht als könnte er uns weiterhelfen. „African market?“- „Osu market, over there over there.“- „No, African market.“ – “Osu- over there over there”- “Not Osu, A-F-R-I-C-A-N  M-A-R-K-E-T!” Spätestens nach dem dritten Anlauf beschleicht uns das Gefühl, dass wir nicht die richtige Person angesprochen haben. Also bleibt uns nur die unzuverlässige Karte und die abenteuerliche Wegbeschreibung eines Wachtmanns: „What you do is: You go. When you reach that corner, when you just.. but when you get there it will bend a little bit… get back that way and continue. But don’t go there. Relax and come back, now walk some more and then enter. You will be there.” Aaahh ja. Weißte Bescheid. Dann doch lieber Karten lesen. Wir erreichen den Platz, den die Karte als den Standpunkt des African Markets ohne Zweifel ausweist. Die Straßen sind die richtigen, die Anhaltspunkte rundherum auch. Aber kein African Market. Wir entdecken ein Reise/Touristenbüro. Die Dame darin nickt eifrig, als ich den African market erwähne. Ja kennt sie, kennt sie! Wir sollen zurück an das andere Ende der sogenannten Oxford street. Das sind gute 20 Minuten zurück und so gar nicht das, was die Karte uns erzählt. Sind sie wirklich sicher? Waren sie schon da? Sie beteuert absolut überzeugend und selbstbewusst, dass ihre Angaben korrekt sind. Hmm dann gehen wir wohl zurück.. Leni will aber ihren Glauben an die Karte noch nicht aufgeben. Also holen wir noch zwei weitere Meinungen von vorbeifahrenden 2 Taxifahrern ein. Diese widersprechen nun doch wieder den Aussagen der Touristen-Dame und gehen im Groben konform mit der Karte. Wir folgen der Himmelsrichtung, die die Taxifahrer in die Luft gefuchtelt haben. Nach circa 1 Stunde des Irrens kamen wir letzten Endes im African Market an. Auf der Karte lagen der tatsächliche African Market und der Karten-African Market nur knappe 2 cm auseinander. Kann ja mal passieren. Der African Market ist vom Sortiment wie der ArtsMarket aufgestellt, allerdings mit Preisschildern unterm Elefanten und Beyoncé als Einkaufsstimulierungsmusik im Hintergrund (im gegensatz zur konventionellen „Obruni have a look have a look“- Methode vom Artsmarket.)

Mittwoch, 4. Januar 2012

Frohes neues Jahr

Ahh ich gebs ja zu: ich war faul! Einen Monat lang kein einziger Eintrag. Shame on me,  Asche über mein Haupt… da hatte ich so gut vorgelegt, jede Woche was reingestellt und dann sowas.. Also ich wünsche euch allen ein gesundes, frohes, erfolgreiches, finanzkrisenfreies, politisch ruhiges, nahrungsmittelskandalfreies und was man sonst üblicherweise noch so wünscht neues Jahr! Und vielleicht habt ihrs ja noch nicht gesehen aber ich hab mein Blog umdekoriert, öfter mal was neues. Ich hoffe man kann die Schrift jetzt ein bisschen besser lesen. Also es haben sich viele kleine Anekdoten angehäuft über die letzten Wochen, ich hab mal für euch selektiert und erzähl euch von meinem Paket-Abhol-Erlebnis.

Pakete empfangen in Ghana- Einfach? Denkste!

Die lieben Parentse haben Ende November ein Paket auf die Reise zu mir geschickt. Mit Flugzeug! Damit es schneller bei mir ist….. Das war der Plan. Ja da rechnet aber leider keiner mit der Trandüsigkeit der Ghanaer. Pakete funktionieren hier folgendermaßen: Pakete werden an eine Poststelle gesendet und von dort kann man sich das jeweilige Paket dann abholen, wenn man weiß, dass es da ist. Da man das nie so genau wissen kann, geht unser Hostel-Mensch-für-alles/Caretaker ein Mal die Woche zur Poststelle, fragt ob was angekommen ist und geht wieder. Ich hab ihn seit Ende Nov genervt: „ist was für mich angekommen, ist was für mich angekommen????“ Seine enttäuschende Antwort war stets „nein, sie können nichts finden, es kann durchaus sein, dass dein Paket da ist, sie wissen nur grad nicht wo es ist, hab einfach mehr Geduld.“ Der weiß wohl nicht, wie sehr wir Deutschen Pakete-bekommen verehren, vor allem schnelle Pakete. Nach 4 Wochen beschlich mich das Gefühl, dass unser Caretaker die Sache nicht ernst genug verfolgt. Ich muss die Sache wohl selber in die Hand nehmen. Bewaffnet mit einer Paketnummer, die die DHL rausgerückt hat, bin ich zum Postamt Accra Circle gefahren, hab mich durchgefragt und lande am Informationsschalter. „Ich möchte dieses Paket abholen, das ist die Nummer.“ Die drei Männer am Schalter gucken mich halb gelangweilt-halb amüsiert an. Ich müsste zum Postamt Accra Central (Obacht ich befinde mich in Accra Circle- 12 km von Central entfernt), die würden mir die richtige Nummer geben.  „Aber wo ist mein Paket: hier oder in Central??“ – „Hier.“ Ja nee ist klar: „Ich bin jetzt hier, hab eine Nummer, muss nach Central um eine andere Nummer zu bekommen, um wieder hier her zu kommen und mein Paket abzuholen??“  fasse ich zusammen in der Hoffnung, dass einer der drei Herren mitkriegt wie abstrus und sinnfrei das wäre.. Die drei nicken eifrig. Anscheinend nicht. „Meine Herren, mein Paket ist hier. Ich bin hier. Gibt es denn überhaupt keine Möglichkeit, dass Sie einfach versuchen das Paket mit der hier vorliegenden Nummer zu finden??“ die Augen des ersten leuchten auf: Er könnte tatsächlich etwas veranlassen, wenn er im Austausch meine Nummer haben könnte. Ha, es ist also möglich, ihr kleinen Faulpelze! Nein meine Nummer kann er leider nicht haben, aber mein allerschönstes Lächeln. Reicht ihm fürs erste. Nach nur 10 Minuten Smalltalk, in dem ich den ersten Postbeamten davon überzeugen musste, dass ich seit 2 Jahren verheiratet bin und mein Gatte zudem rasend eifersüchtig ist, hat der zweite eine neue Nummer aus dem Hut gezaubert, mit der ich nun in die Paketausgabestelle weiterziehen kann. Dort muss ich Formulare ausfüllen, während eine Mitarbeiterin mit der neuen Nummer mein Paket sucht. Als sie endlich mit dem großen gelben DHL Quader zurückkehrt, wähne ich mich schon fast am Ziel. Aufmachen. Mit dem Postgeheimnis hat man es hier nicht so. Sie wühlt sich durch den Inhalt meines Pakets. Zum Schluss fragt sie, was ich ihr daraus jetzt geben kann. Ich lache über ihren Scherz. Sie lacht nicht mit und wiederholt die Frage. HÄH? Sie sagt, so sind die Regeln. Ich wäge ab, was jetzt einfacher ist: Einen Aufstand anzetteln, in dem ich sie aufkläre was richtig und falsch ist, über Positionsmissbrauch und über das Ausnutzen der Unwissenheit von Touristen oder nachgeben. Es war ein Tag vor Weihnachten. Die arme Frau muss arbeiten. Sie hat bestimmt noch nie Pfeffernüsse gegessen. Ich öffne eine der Dosen: Please try these, those are biscuits made by my Grandma. Sie war so begeisert, dass sie ihre Kollegin heranwinkt und ihr auch Pfeffernüsse aufdrängt. Also Oma deine Pfeffernüsse finden großen Beifall bei den Postbeamten der Poststelle Accra Circle! :)
Zum Schluss muss man nur noch eine Gebühr bezahlen. Die betrug zuerst 38 Cedis, ich konnte sie dann aber noch auf 18 Cedi (ungefähr 9€) herunterdiskutieren und nach nur ungefähr einer Stunde im Postamt Accra Circle halte ich mein Paket (dass übrigens schon seit 3 Wochen in dieser Poststelle war!!) in den Händen.

Montag, 5. Dezember 2011

Der Bosumtwi Lake und eine unfreiwillige Reise nach Sunyani

It’s Farmer’s Day!! Freitag war Farmer’s Day –nationaler Feiertag, an dem die Regierung den besten Farmer des Jahres kürt. Das heißt für uns: langes Wochenende um lange Touren zu unternehmen! Nachdem die Turtle Lodge im Westen des Landes, in der man Meeresschildkröten beobachten kann, keinen Platz mehr für uns freihatte (ein Zimmer frei? Es ist doch Farmer’s Day!!) haben wir uns fürs Lake Point Guesthouse am Bosumtwi Lake entschieden. Von diesem See haben mir schon viele Einheimer vorgeschwärmt, also prüfen wir dieses Wochenende, ob der See wirklich so magisch ist wie alle sagen! Dort hinzukommen war allerdings gelinde gesagt eine Katastrophe. Der nationale Busverein STC teilte uns freudestrahlend mit, dass heute alle Busse nach Kumasi weg sind, ich frage die fröhliche Schaltermitarbeiterin welche anderen Möglichkeiten uns denn bleiben um heute noch nach Kumasi zu kommen? – Keine, sagt sie schamlos. Pah, wo ein Wille ist, ist auch ein Bus nach Kumasi. Glücklicherweise wissen wir, dass nebenan die Konkurrenz, der private Busanbieter V.I.P., sitzt. Dort angekommen trauen wir unseren Augen nicht: Hier sitzen so an die 1000 Leute im Warteraum und warten auf Tickets und Busse. Man prognostiziert uns, dass wir in guten 5 Stunden ein Ticket in den Händen halten KÖNNTEN. AAH neee. Wir ziehen weiter zur Trotro Station neben an: Obruni Obruni, wo willst du hin?? – Nach Kumasi. – Kleiner oder großer Bus? Na wenn wir die Wahl haben, nehmen wir einen großen Bus! 3 Minuten später waren wir stolze Besitzer von Kumasi-Tickets und saßen in einem klimatisierten großen Bus. 7 Stunden später ist es dunkel, und wir beginnen uns zu wundern: Eigentlich sollten wir Kumasi langsam mal erreichen.. Wir fragen unsere Sitznachbaren: Wann sind wir denn in Kumasi? –Wir sind vor 45 Minuten durch Kumasi gefahren. - WAS? Wo fährt der Bus hin? – Nach Sunyani. – und wann sind wir in Sunyani? – in ungefähr einer Stunde. - Kommen wir dann noch nach Kumasi zurück? – Nein, heute nicht mehr…  Och nööi! Anscheinend hätte man in Kumasi „Busstop“ schreien müssen, natürlich vorausgesetzt man weiß, dass der Bus nicht in Kumasi endet und man weiß, wann man sich in Kumasi befindet, gibt ja keine Ortschilder oder so was. Da fahren wir einfach mal 130 km zu weit… Okay Reiseführer raus und Unterkünfte in Sunyani anrufen. Die dritte Nummer im Reiseführer klingt nicht besonders vielversprechend, ein Vorbesitzer des Reiseführers hatte schon mit Bleistift „Only if you have to“ gekritzelt, da bei den anderen Nummern keiner zu erreichen ist, denke ich mal we have to… Tatsächlich nimmt dort jemand ab und hat Zimmer für uns frei… Kurz und bündig: Das Hotel war recht gruselig und in Sunyani möchte ich nicht mal tot überm Zaun hängen, so wenig ist da los, aber wir waren froh über ein Bett und den nächsten Tag nahmen wir den ersten Bus nach Kumasi zurück um von dort dann endlich in Richtung Bosumtwi See aufzubrechen. Der See liegt komplett umrandet von Gebirge in einem Tal und wurde von dem Volk der Ashanti als heilig erklärt, weshalb er tatsächlich sauber gehalten wird. Als wir endlich ankamen, fanden wir, dass sich die Reise trotz der vielen Irrungen und Wirrungen am Ende wirklich gelohnt hat. Es ist ein wunderschönes Stück Natur und wenn ich jemals ein Buch schreiben sollte, würde ich es glaub ich hier machen! :)

Morgen einen schönen Nikolaus an alle und heute an Wieke: HAPPPYYYY BIRTHDAY!!!!!

Sonntag, 27. November 2011

Krokrobite Beach und Langfinger II

Eine Plantain-Chips Lady
Dieses Wochenende musste Lateshia, meine Hostel- Mitbewohnerin bei ihrer Volenteerstelle aushelfen. Die Nubuke Foundation hat zur Kente Ausstellung eingeladen und da ich mir darunter nichts vorstellen konnte, hab ich sie dort besucht. Nun auch für euch: Kente sind bunt gemusterte, wirklich schwere und sauteure Stoffe, die ursprünglich nur die Könige tragen durften. Heute tragen die Afrikaner sie zu besonderen Anlässen, im wesentlichen zu Hochzeiten und Beerdigungen. Sie werden um die Taille geknotet und dann über die Schulter geschwungen. Auf der Ausstellung habe eine junge deutsche Lehrerin kennengelernt, die mittlerweile seit 5 Jahren in Ghana lebt. Na da war ich ja stutzig! Sie hat ihren ghanaischen Mann in Deutschland kennengelernt, ist mit ihm und ihren beiden Töchtern (so was von goldig, die schönsten löckchen und riesengroße braune Augen!) nach Ghana gezogen und plant nur zurück zu gehen, wenn gesundheitliche oder politische Gründe sie dazu zwingen. Versteht mich nicht falsch, ich genieß meine Zeit hier in vollen Zügen, aber für immer hier leben, nee ich häng irgendwie doch an normalen Duschen, an normalen Jeansläden (by the way: eine Jeanslady neben meinem Arbeitsplatz hat mir eine mir passende Jeans für nächste Woche in Aussicht gestellt, ich bin gespannt!!)  und in Deutschland kann ich stolpern und es besteht eine realistische Aussicht, dass keiners gesehen hat - hier keine Chance, hier ist man als Weißer nie unbeobachtet und ihr wisst wie gern ich stolper!! Und dann monatlich einmal beklaut werden geht einem irgendwann wohl auch auf den Senkel… Ja wie kann sie nur, hat sich schon wieder beklauen lassen… Wir waren am Sonntag am Krokrobite Beach, ein wirklich hübscher Strand 20 km vor Accra. Ich hab mich aufgemacht um einen Strandspaziergang zu machen, Lateshia wollte sich sonnen und auf die Sachen aufpassen. Während ich auf meinem Spaziergang hübsche Fotos gemacht hab, und mich von einem aufdringlichen 50-60 jährigen Österreicher anmachen lassen musste (Beautiful, ich kann dir doch aber alles was du willst kaufen. –BÄH, Grabbel wech, last time I checked I looked like 24, not 54! ) ist Lateshia wohl irgendwie weggedöst, tief weggedöst. Als ich wieder kam, lag mein Handtuch auf nem anderen Fleck, und mein Rucksack war auch nicht mehr an derselben Stelle… Da ich meine Handtasche mit dem „großen“ Geld mitgenommen hatte, haben sie nur meine Tüte mit dem „kleinen“ Geld, so ungefähr 7 € erbeutet. Ein ghanaisches Mädchen, dass neben uns lag meinte: „Ja da war ein Mann der dein Handtuch umplatziert hat.“ – „Hat er auch meinen Rucksack durchsucht?“- nee das hat sie nicht gesehen. Na wer weiß. Irgendwo gibt’s heute also eine von mir gesponserte warme Mahlzeit, eine gute Tat pro Tag.. :)  



Fischerboote am Strand von Krokrobite

Montag, 21. November 2011

Kpando und die beleidigten Uniformierten


Am Freitag habe ich mich aufgemacht um Leni, eine deutsche Volenteerin in einem Krankenhaus, zu besuchen. Es sollte ein entspanntes Wochenende im 200 km entfernten Kpando, einer kleinen Stadt in der Eastern Region nahe dem Volta-See, werden. Kommt ja immer anders als man denkt. Als wir am Freitag so gegen halb 12 uhr abends in Leni’s Unterkunft im Krankenhaus ankamen, war das Gebäude abgesperrt. Und die einzige Dame mit dem Schlüssel war verreist. Wann sie wieder kommt? Hmm ja vielleicht Mittwoch oder auch Donnerstag. Wo wir jetzt schlafen sollen? also im Krankenhaus sind doch genug Betten frei! nee danke. Aber irgendwo mussten wir schlafen und dieses irgendwo fanden wir nach kurzem Hin und Her in einem Ärzte-Aufenthaltsraum; mein Bett waren zwei zusammengeschobene Sessel. Obwohl der Schönheitsschlaf in dieser Nacht definitiv zu kurz kam, zogen wir am Samstag-Morgen hoch motiviert mit 4 australischen Medizinstudenten los um den Liate Wote, den höchsten Berg der Region, hinauf zu wandern. Dass das Hochwandern in 30° Celsius freakin‘ anstrengend gewesen war, brauch ich hier wohl nicht zu erwähnen, dafür war der Ausblick aber einfach der Wahnsinn. Auf dem Rückweg haben wir noch einen Abstecher zum Togbo Wasserfall gemacht und ich hab nun endlich mein obligatorisches Wasserfall-Foto bekommen! :) Am Abend hatten wir das noch ausstehende Schlüsselproblem auf unkonventionelle Weise gelöst: Leni war geradezu stunt-artig über den Balkon in das Gebäude geklettert und konnte so von innen entriegeln.
Bevor ich am Sonntag wieder nach Accra zurück fahre, wollte ich am Vormittag noch in ein benachbartes Fischerdorf um dort eine Bootstour auf dem Volta-See zu unternehmen. Während wir mit dem ersten Fischer, der uns mitnehmen wollte, in Verhandlung traten, kam ein junger Mann in Camouflage T-shirt und Jeans auf uns zu. Wir müssten mitkommen, immigration office, passport, passport!   -   ? ? ? ? Wir befanden uns in einem Mini-Dorf, nicht mehr als 50 Einwohner. Warum sollten wir ausgerechnet hier kontrolliert werden?-  welcome, welcome, aber mitkommen. Na schön, vielleicht kann er uns ja nachher helfen ein nicht vollkommen überteuertes Boot zu besorgen. In seinem „office“ befragt er uns nach unserem Pass - haben wir nicht, liegen beide im Immigtrationsamt in Accra- zwecks Visums-Verlängerung. Er will uns nicht gehen lassen, will uns aber auch nicht sagen was wir jetzt machen sollen. Die Diskussion geht bestimmt 15 Minuten ohne Ergebnis. Er fragt uns nach unseren Namen und genauen Adressen. Ich werde hier immer misstrauisch, wenn sie nach Adressen fragen. Deshalb stelle ich die Gegenfrage: Wo ist denn sein Ausweiß, der beweist dass er für die Regierung arbeitet? Er ist hochempört! Ob ich seine Kleidung nicht gesehen hätte, sein T-shirt ist sein Ausweiß. Nee reicht mir nicht, ich will jetzt seinen Ausweis sehen. Er verschwindet und kommt mit einem Ausweiß wieder. Schön hätten wir das geklärt. Können wir jetzt die Bootstour machen? Er sagt nichts. Wir verstehen das mal als ja. Wir sind wieder bei unserem Fischer angkommen, da tippt mir erneut jemand auf die Schulter. Jetzt sind es schon 3! Und diese drei sind so richtig richtig uniformiert! Der mit den 5 Orden an der Schulter echauffiert sich als erster: Sie hätten gehört, wir würden nicht glauben, dass sie für die Regierung arbeiten! Oh oh, da bin ich wohl auf Schlipse getreten, auf viele große Schlipse! Wie können wir glauben, sie würden nicht für die Regierung arbeiten, sie haben doch alle Uniformen an!! Stimmt jetzt, wo sie das sagen… Wir sollen wieder mitkommen. Warum, fragen wir, was passiert im Büro, wir haben bereits gesagt, dass wir keine Ausweise dabei haben. Einfach mitkommen. Wir wollen erst wissen, was im Büro passiert. Einfach mitkommen, sagen sie, dann können wir alles in Ruhe besprechen. Aber was passiert denn im Büro????? Mann, dann kommen noch 2 neue Uniformierte hinzu! Wo kommen die alle her, es ist ein winziges Fischerdorf!! Mitkommen! Schön, wir kommen unter einigem Protest mit. Im Büro wird uns erläutert, wie wichtig der Job der Uniformierten ist. Täglich gibt’s tausende illegale Einwanderer hier, die dem Land schaden wollen! Ich sage ihnen, ich kann sie da völlig verstehen, ich würde zwei deutsche junge Mädels auch höchst verdächtig finden, ich meine da spricht die Statistik sicherlich Bände, wie sehr Ghana schon unter deutschen Volenteeren und Touristen gelitten hat. Einer der Herren versteht da nun gar keinen Spaß und antwortet mir, dass es durchaus sein kann, dass ich illegal hier bin, ich hätte ja schließlich keinen Ausweis. Ich frage sie, was denn nun die reguläre Verfahrensweise in einem Fall wie diesem ist. Keiner von ihnen antwortet mir, sie gucken uns einfach nur an. Ich stelle die Frage anders, immer noch keine Antwort. Aha, sie wollen also nicht aussprechen, dass sie Geld erwarten. Die gute alte Korruption… So nicht Freunde! Ich erkläre den Officern, dass ich jetzt einsehe, wie wichtig ihr Job ist und da sie sich so große Sorgen um ihr Land machen, sehe ich nur eine Möglichkeit: Wir fahren ins 10 Minuten entfernte Kpando, dort haben Leni und ich die Kopien unserer Pässe und sie tun ihre heilige Pflicht und kontrollieren sie, lasst uns gleich aufbrechen! Die Enttäuschung, die sich in den Augen des Officers ausbreitete, war gerade zu verräterisch. Nee, das würde dann wohl nicht nötig sein. Gut, könnten die allzeitbereiten Staatsdiener uns dann ein Boot empfehlen?? Einer der Uniformierten sprang auf und meinte er kennt einen, mit dem sollten wir fahren. Die anderen würden nämlich viel zu viel berechnen, die würden die Touristen geradezu abziehen! Was du nicht sagst….