Sonntag, 15. Januar 2012

Distanzangabe in Ghana: you walk some more…


Vielleicht erinnert ihr euch noch an Leni aus Kpando, mit der ich die abenteuerliche beleidigte-Uniformierten- Geschichte erlebt habe. Dieses Wochenende hat sie den fälligen Gegenbesuch bei mir in Accra unternommen. Ihr Hauptziel: Einkaufen! Ihr hättet mal ihre Augen beim Anblick des morgenlichen Joghurt-Frühstücks sehen sollen: „JOOGHURT!“ ->Einkaufen wie zu Haus ist in Kpando nur sehr eingeschränkt möglich. Und alles, was Kühlung zum Zwecke der Erhaltung benötigt, ist so gut wie nicht einkaufbar. Nach ausgiebigem Joghurt-Frühstück haben wir uns nach Osu (ein Stadtviertel in der direkten Umgebung meines Hostels) aufgemacht, dort soll es einen African Market geben. Ist aber geheim. Zumindest die Leute in Osu wissen nix davon. Bewaffnet mit einem ungenauen und teilweise verlogenen Stadtplan (ja ganz ehrlich, ich bin davon überzeugt als Kolumbus sich so vertan hat mit Indien und Amerika ist er einfach einer Karte von diesem Kaliber gefolgt..) machen wir uns auf die Suche nach dem African Market. Auf dem Weg fragen wir jeden, der so aussieht als könnte er uns weiterhelfen. „African market?“- „Osu market, over there over there.“- „No, African market.“ – “Osu- over there over there”- “Not Osu, A-F-R-I-C-A-N  M-A-R-K-E-T!” Spätestens nach dem dritten Anlauf beschleicht uns das Gefühl, dass wir nicht die richtige Person angesprochen haben. Also bleibt uns nur die unzuverlässige Karte und die abenteuerliche Wegbeschreibung eines Wachtmanns: „What you do is: You go. When you reach that corner, when you just.. but when you get there it will bend a little bit… get back that way and continue. But don’t go there. Relax and come back, now walk some more and then enter. You will be there.” Aaahh ja. Weißte Bescheid. Dann doch lieber Karten lesen. Wir erreichen den Platz, den die Karte als den Standpunkt des African Markets ohne Zweifel ausweist. Die Straßen sind die richtigen, die Anhaltspunkte rundherum auch. Aber kein African Market. Wir entdecken ein Reise/Touristenbüro. Die Dame darin nickt eifrig, als ich den African market erwähne. Ja kennt sie, kennt sie! Wir sollen zurück an das andere Ende der sogenannten Oxford street. Das sind gute 20 Minuten zurück und so gar nicht das, was die Karte uns erzählt. Sind sie wirklich sicher? Waren sie schon da? Sie beteuert absolut überzeugend und selbstbewusst, dass ihre Angaben korrekt sind. Hmm dann gehen wir wohl zurück.. Leni will aber ihren Glauben an die Karte noch nicht aufgeben. Also holen wir noch zwei weitere Meinungen von vorbeifahrenden 2 Taxifahrern ein. Diese widersprechen nun doch wieder den Aussagen der Touristen-Dame und gehen im Groben konform mit der Karte. Wir folgen der Himmelsrichtung, die die Taxifahrer in die Luft gefuchtelt haben. Nach circa 1 Stunde des Irrens kamen wir letzten Endes im African Market an. Auf der Karte lagen der tatsächliche African Market und der Karten-African Market nur knappe 2 cm auseinander. Kann ja mal passieren. Der African Market ist vom Sortiment wie der ArtsMarket aufgestellt, allerdings mit Preisschildern unterm Elefanten und Beyoncé als Einkaufsstimulierungsmusik im Hintergrund (im gegensatz zur konventionellen „Obruni have a look have a look“- Methode vom Artsmarket.)

Mittwoch, 4. Januar 2012

Frohes neues Jahr

Ahh ich gebs ja zu: ich war faul! Einen Monat lang kein einziger Eintrag. Shame on me,  Asche über mein Haupt… da hatte ich so gut vorgelegt, jede Woche was reingestellt und dann sowas.. Also ich wünsche euch allen ein gesundes, frohes, erfolgreiches, finanzkrisenfreies, politisch ruhiges, nahrungsmittelskandalfreies und was man sonst üblicherweise noch so wünscht neues Jahr! Und vielleicht habt ihrs ja noch nicht gesehen aber ich hab mein Blog umdekoriert, öfter mal was neues. Ich hoffe man kann die Schrift jetzt ein bisschen besser lesen. Also es haben sich viele kleine Anekdoten angehäuft über die letzten Wochen, ich hab mal für euch selektiert und erzähl euch von meinem Paket-Abhol-Erlebnis.

Pakete empfangen in Ghana- Einfach? Denkste!

Die lieben Parentse haben Ende November ein Paket auf die Reise zu mir geschickt. Mit Flugzeug! Damit es schneller bei mir ist….. Das war der Plan. Ja da rechnet aber leider keiner mit der Trandüsigkeit der Ghanaer. Pakete funktionieren hier folgendermaßen: Pakete werden an eine Poststelle gesendet und von dort kann man sich das jeweilige Paket dann abholen, wenn man weiß, dass es da ist. Da man das nie so genau wissen kann, geht unser Hostel-Mensch-für-alles/Caretaker ein Mal die Woche zur Poststelle, fragt ob was angekommen ist und geht wieder. Ich hab ihn seit Ende Nov genervt: „ist was für mich angekommen, ist was für mich angekommen????“ Seine enttäuschende Antwort war stets „nein, sie können nichts finden, es kann durchaus sein, dass dein Paket da ist, sie wissen nur grad nicht wo es ist, hab einfach mehr Geduld.“ Der weiß wohl nicht, wie sehr wir Deutschen Pakete-bekommen verehren, vor allem schnelle Pakete. Nach 4 Wochen beschlich mich das Gefühl, dass unser Caretaker die Sache nicht ernst genug verfolgt. Ich muss die Sache wohl selber in die Hand nehmen. Bewaffnet mit einer Paketnummer, die die DHL rausgerückt hat, bin ich zum Postamt Accra Circle gefahren, hab mich durchgefragt und lande am Informationsschalter. „Ich möchte dieses Paket abholen, das ist die Nummer.“ Die drei Männer am Schalter gucken mich halb gelangweilt-halb amüsiert an. Ich müsste zum Postamt Accra Central (Obacht ich befinde mich in Accra Circle- 12 km von Central entfernt), die würden mir die richtige Nummer geben.  „Aber wo ist mein Paket: hier oder in Central??“ – „Hier.“ Ja nee ist klar: „Ich bin jetzt hier, hab eine Nummer, muss nach Central um eine andere Nummer zu bekommen, um wieder hier her zu kommen und mein Paket abzuholen??“  fasse ich zusammen in der Hoffnung, dass einer der drei Herren mitkriegt wie abstrus und sinnfrei das wäre.. Die drei nicken eifrig. Anscheinend nicht. „Meine Herren, mein Paket ist hier. Ich bin hier. Gibt es denn überhaupt keine Möglichkeit, dass Sie einfach versuchen das Paket mit der hier vorliegenden Nummer zu finden??“ die Augen des ersten leuchten auf: Er könnte tatsächlich etwas veranlassen, wenn er im Austausch meine Nummer haben könnte. Ha, es ist also möglich, ihr kleinen Faulpelze! Nein meine Nummer kann er leider nicht haben, aber mein allerschönstes Lächeln. Reicht ihm fürs erste. Nach nur 10 Minuten Smalltalk, in dem ich den ersten Postbeamten davon überzeugen musste, dass ich seit 2 Jahren verheiratet bin und mein Gatte zudem rasend eifersüchtig ist, hat der zweite eine neue Nummer aus dem Hut gezaubert, mit der ich nun in die Paketausgabestelle weiterziehen kann. Dort muss ich Formulare ausfüllen, während eine Mitarbeiterin mit der neuen Nummer mein Paket sucht. Als sie endlich mit dem großen gelben DHL Quader zurückkehrt, wähne ich mich schon fast am Ziel. Aufmachen. Mit dem Postgeheimnis hat man es hier nicht so. Sie wühlt sich durch den Inhalt meines Pakets. Zum Schluss fragt sie, was ich ihr daraus jetzt geben kann. Ich lache über ihren Scherz. Sie lacht nicht mit und wiederholt die Frage. HÄH? Sie sagt, so sind die Regeln. Ich wäge ab, was jetzt einfacher ist: Einen Aufstand anzetteln, in dem ich sie aufkläre was richtig und falsch ist, über Positionsmissbrauch und über das Ausnutzen der Unwissenheit von Touristen oder nachgeben. Es war ein Tag vor Weihnachten. Die arme Frau muss arbeiten. Sie hat bestimmt noch nie Pfeffernüsse gegessen. Ich öffne eine der Dosen: Please try these, those are biscuits made by my Grandma. Sie war so begeisert, dass sie ihre Kollegin heranwinkt und ihr auch Pfeffernüsse aufdrängt. Also Oma deine Pfeffernüsse finden großen Beifall bei den Postbeamten der Poststelle Accra Circle! :)
Zum Schluss muss man nur noch eine Gebühr bezahlen. Die betrug zuerst 38 Cedis, ich konnte sie dann aber noch auf 18 Cedi (ungefähr 9€) herunterdiskutieren und nach nur ungefähr einer Stunde im Postamt Accra Circle halte ich mein Paket (dass übrigens schon seit 3 Wochen in dieser Poststelle war!!) in den Händen.