Sonntag, 27. November 2011

Krokrobite Beach und Langfinger II

Eine Plantain-Chips Lady
Dieses Wochenende musste Lateshia, meine Hostel- Mitbewohnerin bei ihrer Volenteerstelle aushelfen. Die Nubuke Foundation hat zur Kente Ausstellung eingeladen und da ich mir darunter nichts vorstellen konnte, hab ich sie dort besucht. Nun auch für euch: Kente sind bunt gemusterte, wirklich schwere und sauteure Stoffe, die ursprünglich nur die Könige tragen durften. Heute tragen die Afrikaner sie zu besonderen Anlässen, im wesentlichen zu Hochzeiten und Beerdigungen. Sie werden um die Taille geknotet und dann über die Schulter geschwungen. Auf der Ausstellung habe eine junge deutsche Lehrerin kennengelernt, die mittlerweile seit 5 Jahren in Ghana lebt. Na da war ich ja stutzig! Sie hat ihren ghanaischen Mann in Deutschland kennengelernt, ist mit ihm und ihren beiden Töchtern (so was von goldig, die schönsten löckchen und riesengroße braune Augen!) nach Ghana gezogen und plant nur zurück zu gehen, wenn gesundheitliche oder politische Gründe sie dazu zwingen. Versteht mich nicht falsch, ich genieß meine Zeit hier in vollen Zügen, aber für immer hier leben, nee ich häng irgendwie doch an normalen Duschen, an normalen Jeansläden (by the way: eine Jeanslady neben meinem Arbeitsplatz hat mir eine mir passende Jeans für nächste Woche in Aussicht gestellt, ich bin gespannt!!)  und in Deutschland kann ich stolpern und es besteht eine realistische Aussicht, dass keiners gesehen hat - hier keine Chance, hier ist man als Weißer nie unbeobachtet und ihr wisst wie gern ich stolper!! Und dann monatlich einmal beklaut werden geht einem irgendwann wohl auch auf den Senkel… Ja wie kann sie nur, hat sich schon wieder beklauen lassen… Wir waren am Sonntag am Krokrobite Beach, ein wirklich hübscher Strand 20 km vor Accra. Ich hab mich aufgemacht um einen Strandspaziergang zu machen, Lateshia wollte sich sonnen und auf die Sachen aufpassen. Während ich auf meinem Spaziergang hübsche Fotos gemacht hab, und mich von einem aufdringlichen 50-60 jährigen Österreicher anmachen lassen musste (Beautiful, ich kann dir doch aber alles was du willst kaufen. –BÄH, Grabbel wech, last time I checked I looked like 24, not 54! ) ist Lateshia wohl irgendwie weggedöst, tief weggedöst. Als ich wieder kam, lag mein Handtuch auf nem anderen Fleck, und mein Rucksack war auch nicht mehr an derselben Stelle… Da ich meine Handtasche mit dem „großen“ Geld mitgenommen hatte, haben sie nur meine Tüte mit dem „kleinen“ Geld, so ungefähr 7 € erbeutet. Ein ghanaisches Mädchen, dass neben uns lag meinte: „Ja da war ein Mann der dein Handtuch umplatziert hat.“ – „Hat er auch meinen Rucksack durchsucht?“- nee das hat sie nicht gesehen. Na wer weiß. Irgendwo gibt’s heute also eine von mir gesponserte warme Mahlzeit, eine gute Tat pro Tag.. :)  



Fischerboote am Strand von Krokrobite

Montag, 21. November 2011

Kpando und die beleidigten Uniformierten


Am Freitag habe ich mich aufgemacht um Leni, eine deutsche Volenteerin in einem Krankenhaus, zu besuchen. Es sollte ein entspanntes Wochenende im 200 km entfernten Kpando, einer kleinen Stadt in der Eastern Region nahe dem Volta-See, werden. Kommt ja immer anders als man denkt. Als wir am Freitag so gegen halb 12 uhr abends in Leni’s Unterkunft im Krankenhaus ankamen, war das Gebäude abgesperrt. Und die einzige Dame mit dem Schlüssel war verreist. Wann sie wieder kommt? Hmm ja vielleicht Mittwoch oder auch Donnerstag. Wo wir jetzt schlafen sollen? also im Krankenhaus sind doch genug Betten frei! nee danke. Aber irgendwo mussten wir schlafen und dieses irgendwo fanden wir nach kurzem Hin und Her in einem Ärzte-Aufenthaltsraum; mein Bett waren zwei zusammengeschobene Sessel. Obwohl der Schönheitsschlaf in dieser Nacht definitiv zu kurz kam, zogen wir am Samstag-Morgen hoch motiviert mit 4 australischen Medizinstudenten los um den Liate Wote, den höchsten Berg der Region, hinauf zu wandern. Dass das Hochwandern in 30° Celsius freakin‘ anstrengend gewesen war, brauch ich hier wohl nicht zu erwähnen, dafür war der Ausblick aber einfach der Wahnsinn. Auf dem Rückweg haben wir noch einen Abstecher zum Togbo Wasserfall gemacht und ich hab nun endlich mein obligatorisches Wasserfall-Foto bekommen! :) Am Abend hatten wir das noch ausstehende Schlüsselproblem auf unkonventionelle Weise gelöst: Leni war geradezu stunt-artig über den Balkon in das Gebäude geklettert und konnte so von innen entriegeln.
Bevor ich am Sonntag wieder nach Accra zurück fahre, wollte ich am Vormittag noch in ein benachbartes Fischerdorf um dort eine Bootstour auf dem Volta-See zu unternehmen. Während wir mit dem ersten Fischer, der uns mitnehmen wollte, in Verhandlung traten, kam ein junger Mann in Camouflage T-shirt und Jeans auf uns zu. Wir müssten mitkommen, immigration office, passport, passport!   -   ? ? ? ? Wir befanden uns in einem Mini-Dorf, nicht mehr als 50 Einwohner. Warum sollten wir ausgerechnet hier kontrolliert werden?-  welcome, welcome, aber mitkommen. Na schön, vielleicht kann er uns ja nachher helfen ein nicht vollkommen überteuertes Boot zu besorgen. In seinem „office“ befragt er uns nach unserem Pass - haben wir nicht, liegen beide im Immigtrationsamt in Accra- zwecks Visums-Verlängerung. Er will uns nicht gehen lassen, will uns aber auch nicht sagen was wir jetzt machen sollen. Die Diskussion geht bestimmt 15 Minuten ohne Ergebnis. Er fragt uns nach unseren Namen und genauen Adressen. Ich werde hier immer misstrauisch, wenn sie nach Adressen fragen. Deshalb stelle ich die Gegenfrage: Wo ist denn sein Ausweiß, der beweist dass er für die Regierung arbeitet? Er ist hochempört! Ob ich seine Kleidung nicht gesehen hätte, sein T-shirt ist sein Ausweiß. Nee reicht mir nicht, ich will jetzt seinen Ausweis sehen. Er verschwindet und kommt mit einem Ausweiß wieder. Schön hätten wir das geklärt. Können wir jetzt die Bootstour machen? Er sagt nichts. Wir verstehen das mal als ja. Wir sind wieder bei unserem Fischer angkommen, da tippt mir erneut jemand auf die Schulter. Jetzt sind es schon 3! Und diese drei sind so richtig richtig uniformiert! Der mit den 5 Orden an der Schulter echauffiert sich als erster: Sie hätten gehört, wir würden nicht glauben, dass sie für die Regierung arbeiten! Oh oh, da bin ich wohl auf Schlipse getreten, auf viele große Schlipse! Wie können wir glauben, sie würden nicht für die Regierung arbeiten, sie haben doch alle Uniformen an!! Stimmt jetzt, wo sie das sagen… Wir sollen wieder mitkommen. Warum, fragen wir, was passiert im Büro, wir haben bereits gesagt, dass wir keine Ausweise dabei haben. Einfach mitkommen. Wir wollen erst wissen, was im Büro passiert. Einfach mitkommen, sagen sie, dann können wir alles in Ruhe besprechen. Aber was passiert denn im Büro????? Mann, dann kommen noch 2 neue Uniformierte hinzu! Wo kommen die alle her, es ist ein winziges Fischerdorf!! Mitkommen! Schön, wir kommen unter einigem Protest mit. Im Büro wird uns erläutert, wie wichtig der Job der Uniformierten ist. Täglich gibt’s tausende illegale Einwanderer hier, die dem Land schaden wollen! Ich sage ihnen, ich kann sie da völlig verstehen, ich würde zwei deutsche junge Mädels auch höchst verdächtig finden, ich meine da spricht die Statistik sicherlich Bände, wie sehr Ghana schon unter deutschen Volenteeren und Touristen gelitten hat. Einer der Herren versteht da nun gar keinen Spaß und antwortet mir, dass es durchaus sein kann, dass ich illegal hier bin, ich hätte ja schließlich keinen Ausweis. Ich frage sie, was denn nun die reguläre Verfahrensweise in einem Fall wie diesem ist. Keiner von ihnen antwortet mir, sie gucken uns einfach nur an. Ich stelle die Frage anders, immer noch keine Antwort. Aha, sie wollen also nicht aussprechen, dass sie Geld erwarten. Die gute alte Korruption… So nicht Freunde! Ich erkläre den Officern, dass ich jetzt einsehe, wie wichtig ihr Job ist und da sie sich so große Sorgen um ihr Land machen, sehe ich nur eine Möglichkeit: Wir fahren ins 10 Minuten entfernte Kpando, dort haben Leni und ich die Kopien unserer Pässe und sie tun ihre heilige Pflicht und kontrollieren sie, lasst uns gleich aufbrechen! Die Enttäuschung, die sich in den Augen des Officers ausbreitete, war gerade zu verräterisch. Nee, das würde dann wohl nicht nötig sein. Gut, könnten die allzeitbereiten Staatsdiener uns dann ein Boot empfehlen?? Einer der Uniformierten sprang auf und meinte er kennt einen, mit dem sollten wir fahren. Die anderen würden nämlich viel zu viel berechnen, die würden die Touristen geradezu abziehen! Was du nicht sagst….

Sonntag, 13. November 2011

For Free, for free!!!

Ein Jeansshop in Osu, der Guteste hatte aber leider nur Herrenjeans
Es hat sich herausgestellt, dass 2 Koffer voll Klamotten nicht genug sind für alle Eventualitäten hier. Mein Pack-Gedankengang war folgender: Ø 30° à kurze Hosen à Tops&Shirts à luftige Blusen. Mein glorreicher Packplan hat aber gänzlich außer Acht gelassen, dass ich in einem viel zu kalt klimatisierten Studio sitze, indem sogar mein Blistex sich weigert aus der Tube zu kommen! Ich brauchte also lange Klamotten, genauer gesagt ich wollte eine Jeans. Wir haben in unserem Hostel nachgefragt, wo man sowas denn am besten bewerkstelligt und wir wurden zum Osu-Market geschickt. Um das ganze abzukürzen, lasst mich an dieser Stelle sagen: Jeans kaufen ist ein Desaster auf jedem Kontinenten, aber hier kommt hinzu, dass man die Jeans auf offener Straße anprobieren muss (gut ich hatte einen Rock an- war ja vorbereitet!), links und rechts schallmeit es „Obruni, have a look, have a look“ und dann sitzen die Jeans an mir wie ein Segel am Mast bei Flaute. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, denn ich sehe hier überall herumlaufende, sehr gut sitzende Jeans, es muss also einen geheimnisvollen Jeansshop mit lauter gut sitzenden Jeans geben, von dem ich bis jetzt noch nichts weiß. Meine Hostel-Mitbewohnerin Lateshia, ihres Zeichens Afro-Amerikanerin, hatte hingegen ihren Spaß. Sie bekam auf unserem Weg durch den Markt zwei Armbänder und eine Kette geschenkt. Das lief jedes Mal nach demselben Schema ab: Ein Marktschreier lief uns hinterher: „My black sister, my black sister, I want to give you something for free, for free!!!“ Nach zig Beteuerungen, dass es wirklich for free ist, nahm Lateshia das dargebotene Armband an und dann folgt der Knackpunkt, der Marktschreier zieht sie zur Seite und tuschelt ihr zu, dass sie jetzt Verbündete sind und sie mich jetzt überreden muss, dass ich mir auch so ein Armband kaufe für günstige 10 Euro (es ist ein 
S-t-o-f-f-a-r-m-b-a-n-d, dass er eben sogar noch verschenkt hat.) Kopfschüttelnd gehen wir weiter. Was soll ich euch sagen: Das ist uns noch 2 weitere Male passiert! Anscheinend ist ein selbsternannter Unternehmensberater mal durch den gesamten Markt gehirscht und hat den Marktschreiern den neuesten Trend im „Buy one, get one for free“ Sortiment zu erläutert….  So ist Lateshia nun stolze Besitzerin von 2 Stoffarmbändern und einer Holzkette…

Dienstag, 8. November 2011

Unter Palmen...

Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun, hab ich diese Woche auch einen freien Montag bekommen, die Ghanaer haben zwar den Reformationstag letzte Woche hartnäckig ignoriert, dafür gabs diese Woche Eid al-Adha (das Opferfest), ein muslimischer Feiertag. Es wird zum Höhepunkt des Hadsch, der Wallfahrt nach Mekka, gefeiert. In Sachen friedliche Koexistenz mehrerer Religionen nebeneinander kann sich Deutschland und der Rest der Welt noch eine Menge von Ghana abgucken. Hier gibt es keine hitzigen Diskussionen darüber, ob es wirklich Allah oder Gott oder der heilige weiße Panther ist.  Nur wenn man -wie ich- glaubt, dass keine höhere Macht uns leitet, dann muss man eine Menge des Bekehrungs-schwadronierens über sich ergehen lassen. Der schöne Nebeneffekt von vielen Religionen im Land ist also mehr Feiertage für alle und wir haben beschlossen diese zu nutzen um einen Kurzurlaub im verschlafenen Fischerdorf Beyin, genauer im Beyin Beach Resort, zu machen. Aus den vom Reiseführer geschätzten 7 Stunden Fahrt, wurden dann doch über 10 Stunden, Zeit ist hier einfach ein sehr dehnbarer Begriff.  Als wir letzten Endes heil ankamen hat uns der Strand allerdings mehr als entschädigt: Hallo Bahamas! Ein Meer aus Palmen, ein wirklich hübscher Strand und Schildkröten! :)
Da der Samstag im Wesentlichen nur aus Bus-und Trotrofahren bestand, haben wir uns für Sonntag eine Kanutour in das Dorf Nzulezu vorgenommen: Ein Dorf auf einem See komplett auf Stelzen erbaut- Die Bewohner des Dorfes sind vom Land geflohen, weil Bürgerkrieg auf dem Land herrschte und dann haben diese schlauen Füchse gedacht, wenn auf dem Land so viel trouble ist, leben wir halt auf dem Wasser. Das Dorf hat 450 Einwohner und wirklich alles ist auf Stelzen gebaut. Man erreicht das Dorf nur mit einer 60 minütigen Kanutour- es ist aber allemal einen Ausflug dahin wert!