Montag, 21. November 2011

Kpando und die beleidigten Uniformierten


Am Freitag habe ich mich aufgemacht um Leni, eine deutsche Volenteerin in einem Krankenhaus, zu besuchen. Es sollte ein entspanntes Wochenende im 200 km entfernten Kpando, einer kleinen Stadt in der Eastern Region nahe dem Volta-See, werden. Kommt ja immer anders als man denkt. Als wir am Freitag so gegen halb 12 uhr abends in Leni’s Unterkunft im Krankenhaus ankamen, war das Gebäude abgesperrt. Und die einzige Dame mit dem Schlüssel war verreist. Wann sie wieder kommt? Hmm ja vielleicht Mittwoch oder auch Donnerstag. Wo wir jetzt schlafen sollen? also im Krankenhaus sind doch genug Betten frei! nee danke. Aber irgendwo mussten wir schlafen und dieses irgendwo fanden wir nach kurzem Hin und Her in einem Ärzte-Aufenthaltsraum; mein Bett waren zwei zusammengeschobene Sessel. Obwohl der Schönheitsschlaf in dieser Nacht definitiv zu kurz kam, zogen wir am Samstag-Morgen hoch motiviert mit 4 australischen Medizinstudenten los um den Liate Wote, den höchsten Berg der Region, hinauf zu wandern. Dass das Hochwandern in 30° Celsius freakin‘ anstrengend gewesen war, brauch ich hier wohl nicht zu erwähnen, dafür war der Ausblick aber einfach der Wahnsinn. Auf dem Rückweg haben wir noch einen Abstecher zum Togbo Wasserfall gemacht und ich hab nun endlich mein obligatorisches Wasserfall-Foto bekommen! :) Am Abend hatten wir das noch ausstehende Schlüsselproblem auf unkonventionelle Weise gelöst: Leni war geradezu stunt-artig über den Balkon in das Gebäude geklettert und konnte so von innen entriegeln.
Bevor ich am Sonntag wieder nach Accra zurück fahre, wollte ich am Vormittag noch in ein benachbartes Fischerdorf um dort eine Bootstour auf dem Volta-See zu unternehmen. Während wir mit dem ersten Fischer, der uns mitnehmen wollte, in Verhandlung traten, kam ein junger Mann in Camouflage T-shirt und Jeans auf uns zu. Wir müssten mitkommen, immigration office, passport, passport!   -   ? ? ? ? Wir befanden uns in einem Mini-Dorf, nicht mehr als 50 Einwohner. Warum sollten wir ausgerechnet hier kontrolliert werden?-  welcome, welcome, aber mitkommen. Na schön, vielleicht kann er uns ja nachher helfen ein nicht vollkommen überteuertes Boot zu besorgen. In seinem „office“ befragt er uns nach unserem Pass - haben wir nicht, liegen beide im Immigtrationsamt in Accra- zwecks Visums-Verlängerung. Er will uns nicht gehen lassen, will uns aber auch nicht sagen was wir jetzt machen sollen. Die Diskussion geht bestimmt 15 Minuten ohne Ergebnis. Er fragt uns nach unseren Namen und genauen Adressen. Ich werde hier immer misstrauisch, wenn sie nach Adressen fragen. Deshalb stelle ich die Gegenfrage: Wo ist denn sein Ausweiß, der beweist dass er für die Regierung arbeitet? Er ist hochempört! Ob ich seine Kleidung nicht gesehen hätte, sein T-shirt ist sein Ausweiß. Nee reicht mir nicht, ich will jetzt seinen Ausweis sehen. Er verschwindet und kommt mit einem Ausweiß wieder. Schön hätten wir das geklärt. Können wir jetzt die Bootstour machen? Er sagt nichts. Wir verstehen das mal als ja. Wir sind wieder bei unserem Fischer angkommen, da tippt mir erneut jemand auf die Schulter. Jetzt sind es schon 3! Und diese drei sind so richtig richtig uniformiert! Der mit den 5 Orden an der Schulter echauffiert sich als erster: Sie hätten gehört, wir würden nicht glauben, dass sie für die Regierung arbeiten! Oh oh, da bin ich wohl auf Schlipse getreten, auf viele große Schlipse! Wie können wir glauben, sie würden nicht für die Regierung arbeiten, sie haben doch alle Uniformen an!! Stimmt jetzt, wo sie das sagen… Wir sollen wieder mitkommen. Warum, fragen wir, was passiert im Büro, wir haben bereits gesagt, dass wir keine Ausweise dabei haben. Einfach mitkommen. Wir wollen erst wissen, was im Büro passiert. Einfach mitkommen, sagen sie, dann können wir alles in Ruhe besprechen. Aber was passiert denn im Büro????? Mann, dann kommen noch 2 neue Uniformierte hinzu! Wo kommen die alle her, es ist ein winziges Fischerdorf!! Mitkommen! Schön, wir kommen unter einigem Protest mit. Im Büro wird uns erläutert, wie wichtig der Job der Uniformierten ist. Täglich gibt’s tausende illegale Einwanderer hier, die dem Land schaden wollen! Ich sage ihnen, ich kann sie da völlig verstehen, ich würde zwei deutsche junge Mädels auch höchst verdächtig finden, ich meine da spricht die Statistik sicherlich Bände, wie sehr Ghana schon unter deutschen Volenteeren und Touristen gelitten hat. Einer der Herren versteht da nun gar keinen Spaß und antwortet mir, dass es durchaus sein kann, dass ich illegal hier bin, ich hätte ja schließlich keinen Ausweis. Ich frage sie, was denn nun die reguläre Verfahrensweise in einem Fall wie diesem ist. Keiner von ihnen antwortet mir, sie gucken uns einfach nur an. Ich stelle die Frage anders, immer noch keine Antwort. Aha, sie wollen also nicht aussprechen, dass sie Geld erwarten. Die gute alte Korruption… So nicht Freunde! Ich erkläre den Officern, dass ich jetzt einsehe, wie wichtig ihr Job ist und da sie sich so große Sorgen um ihr Land machen, sehe ich nur eine Möglichkeit: Wir fahren ins 10 Minuten entfernte Kpando, dort haben Leni und ich die Kopien unserer Pässe und sie tun ihre heilige Pflicht und kontrollieren sie, lasst uns gleich aufbrechen! Die Enttäuschung, die sich in den Augen des Officers ausbreitete, war gerade zu verräterisch. Nee, das würde dann wohl nicht nötig sein. Gut, könnten die allzeitbereiten Staatsdiener uns dann ein Boot empfehlen?? Einer der Uniformierten sprang auf und meinte er kennt einen, mit dem sollten wir fahren. Die anderen würden nämlich viel zu viel berechnen, die würden die Touristen geradezu abziehen! Was du nicht sagst….

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